Photo Erdmanns Johann Eduard Erdmann wurde am 13. Juni 1805 in Wolmar (Livland) geboren und starb am 12. Juni 1892 in Halle (Saale). Nach abgeschlossenem Theologiestudium in Dorpat ging Erdmann im Herbst 1826 nach Berlin und geriet in Bann Hegels. 1828 ordiniert, war e bis 1832 Pfarrer in Livland. Er promovierte 1830 zum Dr. phil. in Kiel, habilitierte sich 1834 für Philosophie in Berlin und wurde 1836 ao. Professor, 1839 Ordinarius in Halle (Saale).
In Halle (Saale) gehörte Erdmann mit K. R. Köstlin, K. F. Göschel und H. Leo zum rechten Flügel der Hegelschule. Mit größerem Recht als Hegel selbst ist er als "preußischer Staatsphilosoph" bezeichnet worden. Als Systematiker stand er der Hegelschen Spätphilosophie, die Glauben und Wissen ausgesöhnt weiß, nahe. Forschungen und Fortschritte der empirischen Geschichtsforschung, der zergliedernden Philosophie und der exakten Naturwissenschaften hat er in seine Erkenntnistheorie und Wissenschaftslehre einzubauen verstanden. Seine spätere Auffassung, daß die systematische Philosophie sich überlebt habe und von der Geschichte philosophischer Systembildungen abgelöst werde, ist von der Entwicklung bestätigt worden. Als Philosophiehistoriker, der sich von der Hegelschen Geschichtskonstruktion zu befreien suchte, hat Erdmann besonders Verdienste um Leibniz und die Edition seiner Werke gehabt. Seine Philosophischen Vorlesungen über den Staat" sind ein wichtiges theoretisches Zeugnis für die Ideenpolitk der preußischen Koservativen nach 1848. In den 60er Jahren erfolgte eine teilweise Revision seiner Ansichten, indem er sich öffentlich zu Bismarcks "Realpolitik" bekannte. Erdmann war ein beliebter Hochschullehrer und ein fesselnder Redner.
Seinen schriftlichen Nachlaß hat Erdmann testamentarisch der Universitätsbibliothek vermacht. Er erhielt die Signatur Yi 4. Diese weist ihn auch in dem Verzeichnis "Gelehrten- und Schriftstellernachlässe in den Bibliotheken der Deutschen Demokratischen Republik", Teil I, Berlin 1959, auf S.30, Nr.163, nach.
Kollegnachschriften und Exzerpte aus den Jahren 1837/38 des Theologiestudenten G. Kuhlmey befinden sich in der Deutschen Staatsbibliothek Berlin, Hss.-Abt./Lit.-Archiv, Sign.: Ms. Germ. Quart. 2098 (s. "Gelehrten- und Schriftstellernachlässe in den Bibliotheken der Deutschen Demokratischen Republik", Teil III, Berlin 1971, auf S. 51, Nr. 222).

Zeitlicher Umfang: 1832-1889

Umfang: 4 Kartons Briefe und Familienpapiere


Inhalt: Henning
HTML: Wippermann / 06.11.2002