Ferdinand Kattenbusch wurde am 3. Oktober 1852 in Kettwig/Ruhr geboren und verstarb am 28. Dezember 1935 in Halle/Saale. Nach dem Theologiestudium von 1869 bis 1872 in Bonn, Berlin und Halle/Saale wurde Kattenbusch Repetent in Göttingen und 1876 dort Privatdozent für systematische Theolologie. 1878 wurde er im gleichen Fach ordentlicher Professor in Gießen, 1904 in Göttingen, schließlich 1906 in Halle, wo er 1922 emeritiert wurde.
Kattenbusch, aus der Schule Albrecht Richtschls kommend, verband in seiner Arbeit die systematische Theologie mit der historischen Forschung. Wichtig wurde ihm die Arbeit am "historischen Jesus" und die Verfeinerung der Ethik Luthers. Hier konnte er den Ritschlianer nicht verleugnen. Das theologische Forschungsfeld wurde ständig erweitert: Bedeutsam sind neben zahlreichen Studien zur Theologie Luthers die umfangreichen Abhandlungen zur Geschichte des Apostolikums und zur Konfessionskunde.Bis in die Gegenwart hinein wirkt das Lehrbuch der vergleichenden Konfessionskunde. Maßgeblich für die Geschichte der Symbolik ist der erste Teilband "Die orthodoxe anatolische Kirche"(1892), der den Dialog mit der christlichen Orthodoxie erneuern half. Die 33 von Kattenbusch verfaßten Artikel (davon 6 Artikel mit anderen Forschern zusammen!) in der 3. Auflage der "Realenzyklopädie für Theologie und Kirche" weisen ihn als hervorragenden Kenner der Ökumene aus. Mit der Wertschätzung des Apostolikums, welche vertieft wurde durch glänzende Auslegungen der Theologie Luthers, trug Ferdinand Kattenbusch dazu bei, dass weit über den Apostolikumsstreit (1892) hinaus die Orientierung über das Glaubensbekenntnis wieder in kirchlich-realpolitische Bahnen gelenkt wurde.
Seit 1910 gab er die "Theologischen Studien und Kritiken" heraus.
Im hohen Alter setzte er sich kritisch mit der Bewegung des Nationalsozialismus auseinander. In einem diesbezüglichen Artikel, veröffentlicht in "Die Kirche und das dritte Reich, Fragen undForderungen deutscher Theologen", hrsg. von Leopold Klotz, Band I, 1934, S. 57-64, warb er um Nächstenliebe, zumindest um Toleranz.
Der Nachlaß Kattenbusch wurde von Ernst Kattenbusch, Neffe von Ferdinand Kattenbusch im Januar 1936 der Universitätsbiliothek übergeben (s. Brief Yi 29 I, 63). Er erhielt die Signatur Yi 29. Diese weist ihn auch in dem Verzeichnis "Gelehrten- und Schriftstellernachlässe in den Bibliotheken der Deutschen Demokratischen Republik", Teil I, Berlin 1959, auf S.52, Nr.331, nach.

Umfang des Nachlasses: 7 Archivkartons, 2°
Zeitraum: 1848-1921.


Inhalt: Henning
HTML: Wippermann / 08.05.2006