Photos Zachers Ernst Julius August Zacher wurde am 15. Februar 1816 in Obernigk/Schlesien geboren und starb am 23. März 1887 in Halle (Saale). Nach dem Besuch des Elisabeth-Gymnasiums in Breslau studierte er von 1836-1839 an der Breslauer Universität zunächst evangelische Theologie, wechselte am 1. November 1836 zur philosophischen Fakultät. Außer einigen theologischen Vorlesungen hörte Zacher lateinisch-griechische Philologie u.a. bei Karl Ernst Christoph Schneider (1786-1856) und Friedrich Wilhelm Ritschl (1806-1876), deutsche Philologie bei August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874), Sanskritgrammtik bei Adolf Friedrich Stenzler (1807-1887), Geschichte bei Gustav Adolf Harald Stenzel (1792-1854) und Josef Kutzen (1800-1877) sowie Mineralogie bei Ernst Friedrich Glocker (1793-1858). Zachers Interesse für die beschreibenden Naturwissenschaften klingt später in seinen altdeutschen Studien, in die ihn sein Lehrer Hoffmann von Fallersleben einführte, immer wieder an. Die Nebenbeschäftigung als Amanuensis an der Universitätsbibliothek kam seinen Neigungen entgegen und förderte seine Belesenheit. In den Jahren 1839-42 war er als Hauslehrer bei dem Grafen Wylich und Lottum angestellt. Durch die Versetzung des Grafen als preußischer Gesandter nach Haag erhielt Zacher die Möglichkeit, die Handschriftenbestände der Bibliotheken in Haag und Leiden sowie die des niederländischen Staatsarchivs intensiv für seine Forschungen zu nutzen und seine Beschreibungen der deutschen und niederländischen Handschriften anzufertigen. Die Ergebnisse seiner Arbeiten mit den Handschriften veröffentlichte er in Band 1 und 2 der Zeitschrift für deutsches Altertum, hrsg. von Moritz Haupt. 1842 gab Zacher seine Hauslehrerstelle auf und ging nach Berlin, um hier unter der Anleitung der Gebrüder Grimm und Karl Lachmanns die germanistischen Studien zu treiben, die er sich nun zur Lebensaufgabe gemacht hat. Am 27. Juli 1844 wurde Zacher mit der Arbeit De Alexandri magni historia fabulosa in Halle zum Dr. phil. promoviert und übernahm 1847 auf Bitte Bernhardys provisorisch die Kustodenstelle an der Universitätsbibliothek Halle an. Gleichzeitig übernahm er auch das Sekretariat des Thüringisch-Sächsischen Geschichtsvereins. Während eines längeren Urlaubs, den Karl Lachmann für ihn vom preußischen Kultusminister erwirkte, katalogisierte Zacher 1848 einen großen Teil der Meusebachschen Bibliothek in Alt-Geltow bei Potsdam. Diese Bibliothek, eine Sammlung der deutschen Literatur, hatte die preußische Regierung für 50.000 Taler angekauft. Nach Halle zurückgekehrt habilitierte sich Zacher 1853 mit einer Arbeit über das gotische Alphabet - Disquisitionis grammaticae de alphabeti gothici ulphilani origine atque indole particula I. -, wurde 1856 außerordentlicher Professor für deutsche Philologie und erhielt 1857 seine definitive Anstellung als Kustos an der UB Halle. Zacher verließ 1859 Halle, da er zum Oberbibliothekar in Königsberg i. Pr. ernannt wurde. Dort übernahm er das neubegründete Ordinariat für deutsche Philologie. Wegen eines Augenleidens schied er aus dem Bibliothekswesen aus. 1863 wurde er als erster ordentlicher Professor für die deutsche Philologie nach Halle zurückberufen.
1869 gehörte er zu den Mitbegründern der Zeitschrift für deutsche Philologie.
Als Vorsitzender der Bibliothekskommission erarbeitete er 1875 ein Gutachten über den Neubau der Universitätsbibliothek.
Zachers wissenschaftliches Interesse galt vor allem der Erforschung und der kritischen Bearbeitung der schriftlichen Quellen der mittelalterlichen Alexanderdichtungen. Aus seinen umfangreichen Materialsammlungen zur Alexandersage, bestehend aus Abschriften der einschlägigen Handschriften, Textvergleichen und Literaturexzerpten, erschienen:
1859 Alexandri Magni iter ad paradisum ex codd. mss. latinus primus, Regimonti Pr.; 1867 der erste Teil seiner Alexanderforschung Pseudocallisthenes. Forschungen zur Kritik und Geschichte der ältesten Aufzeichnungen der Alexandersage, Halle und als Festschrift Julii Valerii Epitome. Zum erstenmal herausgegeben (Zur Begrüßung der germanistischen Sektion der XXV. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Halle. 1. Oktober 1867).
Zacher schrieb u.a. mehrere Aufsätze für die Realenzyklopädie von Gruber und Ersch: Frauenlob, Frischlin, Gefion, Geissler, Genovefa, Germanien, Gertrudis und Gesta Romanorum.

Grabstätte Zachers Zachers wesentlichste Bedeutung liegt in seiner langen akademischen Lehrtätigkeit. Er las neben den frühen Sprachdenkmälern, Nibelunge Not, Gudrun, Erec, Parzival und Walther von der Vogelweide, besonders deutsche Grammatik und Mythologie, je dreizehnmal.
Sein schriftlicher Nachlass und seine Bibliothek, 1148 Bücher, z.T. mit Besitzeintrag, gelangten 1887 als Geschenk an die Universitätsbibliothek Halle und sind im Zugangsjournal unter den Nummern 1887 G 181 - 1887 G 1135 registriert. Die Bücher der "Bibliothek Zacher" wurden den systematischen Katalog der Bibliothek eingearbeitet. Der handschriftliche Nachlass umfaßt 24 Bände unterschiedlicher Formate, 3 Konvolute von nicht gebundenen Lagen unterschiedlicher Formate sowie 2 Pakete Materialsammlungen, ungebunden von unterschiedlichen Formaten, zeitlicher Umfang: 1840-1885; dazu ein Konvolut von ungebundenen Lagen unterschiedlicher Formate des wissenschaftlichen Teilnachlasses von Oskar Paul Albrecht Jänicke.
Der Nachlass ist im Handschriftenkatalog der ULB Halle in der Signaturengruppe Yg (Miscellanea) eingearbeitet worden.

Inhalt: Henning
HTML: Wippermann / 09.07.2003